In einer Wohnung kann durch vielfältige Ursachen Feuchtigkeit in die Luft eingetragen werden. Hierzu zählen zum Beispiel folgende Faktoren:
· Feuchtigkeitsabgabe von Bewohnern durch Atmen und Schwitzen,
· Körperpflege, Baden, Duschen,
· Kochen und Backen,
· Geschirrspülen,
· Reinigungsarbeiten durch feuchtes Aufwischen,
· Wäschewaschen,
· Trocknen von Wäsche in der Wohnung,
· Feuchtigkeitsabgabe von Zimmerpflanzen,
· Aufstellen von offenen Aquarien oder Zimmerbrunnen,
· Luftbefeuchter.
An die Raumluft abgegebene Wassermengen durch die Bewohnung
Wasserdampfquelle |
Wasserdampfproduktion |
Personen |
30 bis 70 g pro Person und Stunde |
Kochen und Backen |
bis 1500 g pro Stunde |
Baden, Duschen, Waschen |
bis 1000 g pro Stunde |
Wäschetrocknen in der Wohnung |
bis 500 g pro Stunde |
Zimmerpflanzen |
5 bis 50 g pro Pflanze und Stunde |
Freie Wasserfläche (z. B. Zimmerbrunnen) |
etwa 40 g pro Stunde und m2 Wasserfläche |
Allein durch die Personen, die sich in einer Wohnung befinden, muss mit einem Feuchtigkeitseintrag von etwa
30 bis 70 g pro Stunde und Person
gerechnet werden. Die Menge ist abhängig von der Aktivität der jeweiligen Person. In Ruhe wird jeweils weniger Feuchtigkeit abgegeben als bei höherer Aktivität. Insgesamt muss größenordnungsmäßig mit den in der obigen Tabelle zusammengestellten überschlägigen Wassermengen allein durch die Bewohnung gerechnet werden.
In einem 4-Personen-Haushalt beispielsweise summiert sich daher die tägliche Wasserabgabe auf etwa
6 bis 10 kg.
Die in die Wohnung eingetragene Wassermenge befindet sich als unsichtbarer Wasserdampf in der Luft.
Luft kann in Abhängigkeit von der Temperatur jeweils eine bestimmte maximale Menge an Wasser aufnehmen, die auch als maximaler Wassergehalt der Luft bezeichnet wird. Der maximale Wassergehalt ist umso größer, je höher die Temperatur ist. In der nächsten Tabelle ist die maximale Menge an Wasser aufgeführt, welche die Luft aufnehmen kann.
Maximaler Wassergehalt der Luft in Abhängigkeit von der Temperatur
Lufttemperatur |
Maximaler Wassergehalt der Luft in g/m3 |
25 °C |
23,1 |
20 °C |
17,3 |
15 °C |
12,8 |
10 °C |
9,4 |
5 °C |
6,8 |
0 °C |
4,9 |
–5 °C |
3,3 |
–10 °C |
2,2 |
Der maximale Wassergehalt der Luft entspricht einer relativen Luftfeuchte von 100 %. In diesem Fall ist die Luft mit Wasser gesättigt.
Zusammenhang zwischen relativer Luftfeuchte und absolutem Wassergehalt bei 20 °C
Lufttemperatur |
Relative Luftfeuchte in % |
Absoluter Wassergehalt in g/m3 |
20 °C |
100 |
17,3 |
20 °C |
80 |
13,8 |
20 °C |
60 |
10,4 |
20 °C |
50 |
8,7 |
20 °C |
40 |
6,9 |
20 °C |
20 |
3,5 |
Der aktuelle Wassergehalt der Luft wird meist als relative Luftfeuchte angegeben. Als relative Luftfeuchte wird das Verhältnis des tatsächlichen Wassergehaltes der Luft zum maximalen Wassergehalt der Luft bezeichnet.
Beispielsweise beträgt bei einer Temperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte von 50 % der absolute Wassergehalt der Luft
8,7 g/m3.
Dies bedeutet, dass aus der Angabe der relativen Luftfeuchte nur dann auf den absoluten Wassergehalt geschlossen werden kann, wenn die zugehörige Lufttemperatur bekannt ist. Zur Verdeutlichung der oben beschriebenen Zusammenhänge sei nachfolgend ein Rechenbeispiel aufgeführt:
Bei einer Temperatur von 20 °C kann Luft eine maximale Wassermenge von
17,3 g/m3
aufnehmen. In diesem Fall liegt eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 % vor.
Wenn die Luft von 20 °C auf 17 °C abgekühlt wird, dann kann die Luft nur noch maximal
14,5 g/m3
Wasser aufnehmen und weist dann ebenfalls eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 % auf. Die Differenz von
17,3 g/m3 zu 14,5 g/m3, also 2,8 g/m3,
fällt als überschüssige Feuchtigkeit in Form von Tauwasser aus. In der Natur ist dieser Vorgang durch Tauwasserausfall in der Nacht, zum Beispiel auf dem Boden oder auf Autos bekannt.
Kalte Luft mit hoher relativer Luftfeuchte ist absolut gesehen im Vergleich zu warmer Luft trockener. Hierbei handelt es sich um eine physikalische Gegebenheit.
Vergleicht man die absoluten Wassergehalte der Luft bei unterschiedlichen Temperaturen und relativen Luftfeuchtigkeiten miteinander, so zeigt sich Folgendes:
Luft mit 20 °C und einer relativen Luftfeuchte von 50 % weist einen absoluten Wassergehalt von
8,7 g/m3
auf. Hingegen weist die Außenluft bei einer Lufttemperatur von 0 °C und einer relativen Luftfeuchte von 90 % einen absoluten Wassergehalt von
4,4 g/m3
auf. In diesem Fall ist die Außenluft absolut gesehen um die Hälfte trockener als die Innenluft.
Diese Eigenschaft macht man sich beim Lüften zunutze. Warme und feuchte Luft wird durch kalte und absolut trockenere Luft ausgetauscht, die dann im Raum aufgeheizt wird. Durch diesen Vorgang wird Luftfeuchtigkeit aus der Wohnung abtransportiert. Hierzu ein weiteres Beispiel:
Wird im Winter durch Lüften kühle Luft mit einer Temperatur von 5 °C und einer relativen Luftfeuchte von 100 %, was einem absoluten Wassergehalt von
6,8 g/m3
entspricht, in Wohnräume gebracht und auf 20 °C erwärmt, dann reduziert sich die relative Luftfeuchte von 100 % auf 39 %. Dies bedeutet, dass die Luft
3,6 g Wasser pro m3
aufnehmen kann, bis eine relative Luftfeuchte von 60 % erreicht ist.
Geht man von einem Schlafzimmer mit einer Grundfläche von
16 m2
und einer lichten Höhe von
2,5 m
aus, dann weist dieser Raum ein Volumen von
40 m3
auf. Bei 20 °C und einer relativen Luftfeuchte von 40 % befindet sich in der Luft insgesamt eine Wassermenge von
277 g.
Setzt man voraus, dass sich zwei Personen im Schlafzimmer während der Nacht für 8 h aufhalten und sie zusammen mindestens 40 g Wasserdampf pro Stunde abgeben, dann müssen die Luft sowie die umgebenden Bauteile und die Einrichtung insgesamt
320 g
Wasser aufnehmen.
Legt man modellhaft weiter zugrunde, dass der Raum absolut luftdicht ist und die umgebenden Bauteile und Einrichtungsgegenstände keinen Wasserdampf aufnehmen können, dann würde die Raumluft am Morgen eine Wassermenge von
277 g + 320 g,
somit insgesamt
597 g Wasser
enthalten. In diesem Fall wäre die relative Luftfeuchte auf
86 %
angestiegen, es müsste also mit Tauwasser- und Schimmelpilzbildungen an den Außenwänden gerechnet werden.
Aus diesem Beispiel ist abzulesen, dass es sehr wichtig ist, die Flächen des Raums so auszubilden, dass sie temporär Wasser aufnehmen, das heißt abpuffern, können. Selbstverständlich muss am nächsten Tag durch mehrfaches Lüften dafür gesorgt werden, dass die Bauteile das gespeicherte Wasser wieder abgeben können.
Weiterhin ist es günstig, auch während der Nacht oder zumindest am Abend vor dem Zubettgehen und am Morgen nach dem Aufstehen für eine ausreichende Lüftung des Schlafzimmers zu sorgen.
Für die Austrocknung von Raumumschließungsflächen ist einmaliges Lüften nicht ausreichend. Nach Beendigung des Lüftungsvorgangs geben die Raumumschließungsflächen wieder Wasser an die Raumluft ab, sodass die relative Luftfeuchte wieder ansteigt. Es ist deshalb ein mehrmaliges Lüften erforderlich, damit auch die in den Raumumschließungsflächen gespeicherte Feuchtigkeit abgeführt werden kann.
Größenordnungsmäßig können Raumumschließungsflächen (Putze, Teppichbeläge, Holzböden, Gardinen etc.) folgende Wassermengen aufnehmen:
10 bis 30 g/m2.
Beim Schlafzimmer im obigen Beispiel können die Raumumschließungsflächen also etwa
0,7 l bis 2,1 l Wasser
aufnehmen. Diese Werte gelten jedoch nur für den Fall, dass die Raumumschließungsflächen vorher trocken waren. Bei unzureichender Lüftung, die längere Zeit andauert, nimmt der Wassergehalt der Raumumschließungsflächen zu, sodass sie immer weniger Wasser zusätzlich aufnehmen können. In diesem Fall kann Feuchtigkeit durch die Bewohnung nur von der Raumluft aufgenommen werden, sodass die relative Luftfeuchte schnell ansteigt, wie in oben genanntem Rechenbeispiel gezeigt.
Besonders kritisch hinsichtlich Schimmelpilzbildungen sind kleine Räume oder Räume im Dachgeschoss, bei denen eine Dachschräge vorliegt. In solchen Räumen steht nur ein geringes Volumen und somit eine geringe Luftmenge zur Aufnahme von Wasserdampf zur Verfügung.
Auch eine reduzierte Lufttemperatur ist ungünstig. Beispielsweise kann die Raumluft in einem kühlen Schlafzimmer mit 40 m3 Raumvolumen, einer Lufttemperatur von 15 °C und einer relativen Luftfeuchte von 40 % nur maximal
307 g Wasser
aufnehmen, bis die Luft wassergesättigt ist. Zwei Personen in dem Schlafzimmer geben also mehr Wasser in einer Nacht an den Raum ab (etwa 320 g), als die Raumluft allein aufnehmen kann, unter der Voraussetzung, dass keine Lüftung stattfindet und die Flächen des Raums kein Wasser abpuffern können.
Kritische Faktoren für Schimmelpilzbildungen in Wohn- und Schlafräumen sind im Hinblick auf eine hohe Luftfeuchte folgende:
Raumluftbefeuchter oder große, nicht abgedeckte Aquarien oder Aspekte des Wärmeschutzes der Gebäude-umschließungsflächen sind in dieser Aufzählung nicht berücksichtigt.
Tipp: Messung der relativen Luftfeuchte
Messen Sie die Lufttemperatur und die relative Luftfeuchte in Ihrer Wohnung mit einem
elektrischen Thermohygrometer.
Der Wert für die relative Luftfeuchte sollte in der üblichen Spanne von
40 % bis 60 %
liegen. Die Luftfeuchte können Sie durch Stoß- oder Querlüften anpassen.
Der Mittelwert von 50% relativer Luftfeuchte sollte nicht längerfristig überschritten werden.