Warum und wie sollte gelüftet werden?

Luftfeuchtebereich

Jede Wohnung muss ausreichend gelüftet werden, damit die in der Luft vorhandene Luft­feuchte nach außen abgeführt wird. Üblicherweise sollte sich die relative Luftfeuchte in einem Bereich von 40 bis 60 % bewegen, bei einem Mittelwert über längere Zeit gesehen von 50 %.

 

Lüftungsdauer für einfachen Luftwechsel

Der Zeitraum, in welchem die gesamte Luftmenge in einem Raum einmal gegen frische Außenluft ausgetauscht wird, ist bei Fensterlüftung abhängig von der Stellung der Fenster oder Fenstertüren. Größenordnungsmäßig ist folgenden Zeiträumen zu rechnen:

 

Dauer des Luftaustausches für einen einfachen Luftwechsel bei unterschiedlichen manuellen Lüftungsarten:

 

            Stellung der Fenster

        Lüftungsdauer für

    einfachen Luftwechsel

Fenster geschlossen
(Lüftung nur über Undichthei­ten in den Fugen möglich)

ca.  3 bis ca. 10 Stunden

Fenster gekippt (Kipplüftung)

ca. 15 bis ca. 90 Minuten

Fenster halb geöffnet

ca.  6 bis ca. 12 Minuten

Fenster ganz offen (Stoßlüftung)

ca.  4 bis ca.  8 Minuten

Gegenüberliegende Fenster ganz offen mit Durchzug (Querlüftung)

ca.  2 bis ca.  4 Minuten

 

Der in 1 h vorliegende Luftaustausch wird auch als Luftwechsel bezeichnet. Wenn also in 1 h die gesamte Luftmenge einer Wohnung ausgetauscht wird, dann liegt ein einfacher Luftwech­sel vor. Ein 0,5-facher Luftwechsel bedeutet, dass die Hälfte der Luftmenge in einer Wohnung oder einem Raum pro Stunde durch Frischluft ausgetauscht wird.

 

Die Erfahrung zeigt, dass in Wohnräumen bei Fensterlüftung ein etwa 0,6-facher bis 1-facher Luftwechsel angestrebt werden sollte.

 

Stoßlüftung oder Kipplüftung?

Für eine ausreichende Wohnungslüftung ist es erforderlich, dass je nach Klimabedingungen drei- bis viermal am Tag eine Stoß­lüftung durchgeführt wird. Als Stoßlüftung wird das vollständige Öffnen des Fensters bezeich­net. Noch wirkungsvoller ist die Querlüftung, bei der gegenüberliegende Fenster gleichzeitig geöffnet werden. Dies können auch Fenster in unterschiedlichen Zimmern sein, wenn ein Luft­verbund über offene Türen besteht. Hierbei wird durch Herstellung eines Durchzugs für einen schnellen Luftaustausch gesorgt. Während des Lüftungsvorgangs müssen die Heizkörper abge­schaltet sein.

Stosslüftung bei einem Fenster
So sieht eine Stoßlüftung aus.
Kipplüftung und Stosslüftung bei einem Fenster
Auf eine Kipplüftung sollte verzichtet werden. Stoßlüftung ist wirkungsvoller.

Auf die Durchführung einer Kipplüftung (Fenster in Kippstellung) während der Heizperiode sollte zugunsten einer Stoßlüftung verzichtet werden. Zum einen ist eine Kipplüftung weniger wirkungsvoll, das heißt, die Lüftungsdauer muss länger sein, zum anderen tritt eine Abkühlung der Raumumschließungsflächen auf. In diesem Fall liegt ein höherer Energieverlust vor als bei einer Stoßlüftung, bei der nur die ausgetauschte Luft, nicht aber die Raumumschließungsflä­chen erwärmt werden müssen.

Außerdem kühlen die Fensterleibungen im Zuge einer Kipplüftung deutlich ab, sodass dort die Taupunkttemperatur unterschritten werden kann. In diesem Fall muss insbesondere in Verbin­dung mit einer hohen Luftfeuchtigkeit mit Schimmelpilzbildungen an den Fensterleibungen gerechnet werden.

Außerhalb der Heizperiode ist eine längere Kipplüftung über die Fenster jedoch unkritisch und kann zur Lüftung von Wohnräumen eingesetzt werden.

 

Räume mit hoher Feuchteproduktion

Feuchtigkeit, die in einem Raum mit hoher Feuchteproduktion anfällt, zum Beispiel in Bad oder Küche, sollte möglichst sofort entfernt werden. Dies bedeutet, dass unmittelbar nach Abschluss des Bade- oder Kochvorgangs durch Öffnen der Fenster in dem betroffenen Raum die Feuchte nach außen weggelüftet werden muss. Hierzu ist eine Stoßlüftung durch vollständiges Öffnen eines Fensters geeignet. Dabei ist die Tür möglichst geschlossen zu halten. Es muss vermieden wer­den, dass durch Offenlassen der Tür die Luftfeuchte in der ganzen Wohnung verteilt wird. Nach Durchführen der Stoßlüftung müssen die Fenster wieder geschlossen und die Raumluft wieder auf Raumtemperatur erwärmt werden. Dieser Vorgang muss je nach Klimabedingungen gege­benenfalls mehrfach wiederholt werden, damit auch die Raumumschließungsflächen, welche einen Teil der Luftfeuchtigkeit zwischengespeichert haben, ihre Feuchtigkeit ebenfalls wieder abgeben können.

Beim Duschen entsteht Feuchtigkeit.
Beim Duschen entsteht Feuchtigkeit.

Feuchtigkeit, die an der Oberseite von Fliesenbelägen aufgetreten ist, kann auch durch Abwischen mit einem Tuch entfernt werden. Dieses Tuch muss dann zum Trocknen im Freien aufgehängt werden. Eine Trocknung des Tuchs in der Wohnung darf nicht erfolgen, weil in diesem Fall die Feuchtigkeit wieder an die Raumluft abgegeben wird.

Die Lüftung eines Raumes muss immer über die Fenster, sonstige Öffnungen oder über eine mechanische Lüftungsanlage vorgenommen werden. Sogenannte „Atmende Wände”, wie sie verschiedentlich in der Diskussion genannt werden, gibt es nicht.

 

Messung der Luftfeuchte

Günstig ist es, wenn die relative Luftfeuchte in einer Wohnung mit einem elektrisch betriebe­nen Thermohygrometer gemessen wird. Wenn der Messwert der relativen Luftfeuchte 60 % über­schreitet, dann muss dringend gelüftet werden. Längerfristig ist ein Mittelwert der relativen Luftfeuchte von etwa 50 % anzustreben.

 


Jahreszeitliche Lüftungsdauer

Der in einer Wohnung erforderliche Luftwechsel ist auch vom Feuchtigkeitsgehalt der Außen­luft abhängig. Bei kalten Außentemperaturen im Winter, also wenn die Außenluft absolut gesehen sehr trocken ist, muss weniger gelüftet werden, als bei milderen Temperaturen in der Übergangszeit, wenn die absolute Luftfeuchte der Außenluft höher ist.

 

Die Empfehlungen für die Zeitdauer einer Stoßlüftung variieren je nach Jahreszeit. Als Grund­lage können folgende Werte herangezogen werden:

 

Januar:

4 bis 6 Minuten

Februar:

4 bis 6 Minuten

März:

8 bis 10 Minuten

April:

12 bis 15 Minuten

Mai:

16 bis 20 Minuten

Juni:

25 bis 30 Minuten

Juli:

25 bis 30 Minuten

August:

25 bis 30 Minuten

September:

16 bis 20 Minuten

Oktober:

12 bis 15 Minuten

November:

8 bis 10 Minuten

Dezember:

4 bis 6 Minuten