Sowohl durch Lüften als auch durch ausreichende Beheizung der Wohnräume muss verhindert werden, dass sich auf den Bauteiloberflächen Tauwasser niederschlägt. Üblicherweise wird eine Lufttemperatur von 20 °C als ausreichend angesehen. Durch die Beheizung der Räume vergrößert sich einerseits die Wasserdampfaufnahmefähigkeit der Luft und andererseits werden die Innenoberflächentemperaturen der Bauteile angehoben. Dadurch wird die Möglichkeit der Tauwasserbildung auf einer Bauteiloberfläche vermindert.
Hierbei ist es wichtig, dass die Außenwände nicht durch Möblierung oder durch Gegenstände verstellt werden und eine ausreichende Belüftung der inneren Wandoberflächen sichergestellt ist. Hierdurch wird die innere Oberflächentemperatur der Wand soweit angehoben, dass sie oberhalb der Taupunkttemperatur der Raumluft liegt, sofern keine Wärmebrücken vorhanden sind.
Als Taupunkttemperatur wird diejenige Temperatur bezeichnet, bei der es zu Tauwasserbildungen kommt, wenn die Luft abgekühlt wird. Beim Erreichen der Taupunkttemperatur hat die Raumluft ihren Sättigungsgrad an Wasserdampf erreicht, das heißt, die relative Luftfeuchte beträgt in diesem Fall 100 %.
Aus dem Alltag ist bekannt, dass an einer Flasche, die im Kühlschrank gelagert worden ist, nach dem Herausnehmen Tauwasser auftritt. Dieser Effekt wird umgangssprachlich auch als „Bierglaseffekt” bezeichnet. Die an der Flasche oder an dem Glas mit kühlem Inhalt befindliche Luft kühlt sich unter die Taupunkttemperatur ab, sodass sie weniger Wasser aufnehmen kann. Das Überschusswasser tritt als Tauwasser an der Flasche bzw. dem Glas auf.
Unterschreitet die Oberflächentemperatur eines Bauteils die Taupunkttemperatur der zugehörigen Raumluft, dann tritt Tauwasserbildung auf der Bauteiloberfläche auf. Hierdurch kann das Bauteil durchfeuchtet werden, wodurch die Wärmedämmfähigkeit des Bauteils abnimmt und es zu einer weiteren Reduzierung der Oberflächentemperatur kommt. Es handelt sich hierbei um einen selbstverstärkenden Effekt.
Für die Bildung von Schimmelpilzen ist jedoch keine Tauwasserbildung erforderlich. Es ist ausreichend, wenn an der Bauteiloberfläche eine relative Luftfeuchte von etwa 80 % über eine Zeitdauer von einer bis mehreren Wochen vorliegt. Unter diesen Bedingungen kann in den oberflächennahen Schichten des Bauteils Kapillarkondensation auftreten, sodass in den Kapillaren flüssiges Wasser als Voraussetzung für Schimmelpilzbildungen vorliegt.
Dies kann dazu führen, dass sich Schimmelpilze auf der Bauteiloberfläche ansiedeln und stark vermehren, sodass sie dann in Form von dunklen Flecken sichtbar werden. Die Keime für eine solche Schimmelpilzbildung sind in der Luft immer vorhanden. Sie benötigen zum Wachstum lediglich solche Untergründe, die ausreichend durchfeuchtet sind und ihnen außerdem genügend Nahrung bieten. Hierfür reichen bereits zum Beispiel Raufasertapeten und Tapetenkleister sowie Anstriche oder Verschmutzungen aus.
Wird beispielsweise ein Kleiderschrank vor einer Außenwand aufgestellt, dann wirkt dieser wie eine innere Wärmedämmung und führt zu einer Temperaturabsenkung an der Innenseite der Außenwand, die sich hinter dem Schrank befindet. Zusätzlich kann dieser Wandbereich schlecht beheizt und belüftet werden. Dieser Effekt kann dazu führen, dass sich an der Außenwand hinter dem Schrank Schimmelpilze ansiedeln. Insbesondere bei Altbauten mit geringer Wärmedämmung können hierbei kritische Zustände entstehen.
Quelle: Loba-Bauphysik-Fibel Außenwand
Beispiele für kritische Oberflächentemperaturen in einem Raum mit einer Lufttemperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte von 50 %:
Oberflächentemperatur der Wand |
Sich einstellende relative Luftfeuchte an der Wandoberfläche |
Bewertung hinsichtlich der Bildung von Schimmelpilzen |
15 °C |
67 % |
unkritisch |
13 °C |
78 % |
Übergang zu kritisch |
12,6 °C |
80 % |
kritisch |
11 °C |
89 % |
kritisch |
9,3 °C |
100 % |
kritisch |
Es muss deshalb dafür gesorgt werden, dass der Wandbereich hinter dem Schrank ausreichend beheizt und belüftet wird. Hierzu ist es günstig, wenn der Schrank mit einem Wandabstand von etwa 5 cm bis 10 cm aufgestellt wird. Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass die Luft unter dem Schrank hindurch an die Außenwand gelangen kann, dort nach oben strömen und an der Oberkante des Schrankes wieder in den Raum zurückströmen kann. Es mag deshalb erforderlich werden, dass der Schrank auf Füße gestellt oder die Sockelverblendung entfernt wird.
Ähnliche Effekte, wie beim Kleiderschrank beschrieben, können auch dann auftreten, wenn Betten, vor allem mit Überbauten, oder wenn Nachttischchen direkt an die Außenwände gestellt werden.
Auch unterhalb von Betten kann dieser Effekt in Wohnungen über Kellern, Tiefgaragen oder unbeheizten Bereichen auftreten, wenn eine Unterlüftung nicht möglich ist. Dieser Vorgang kann durch Gegenstände (Wäsche, Bettzeug etc.), die in einem Bettkasten unter dem Bett gelagert werden, zusätzlich verstärkt werden.