Schimmel in der Außenecke eines Schlafzimmers
Im Schlafzimmer einer Wohnung war die untere Nordostecke von Schimmelpilzbildungen betroffen. Vor diesem Bereich war ein Nachttischchen aufgestellt.
Die Schimmelpilzbildungen zogen sich etwa 0,3 m nach oben sowie 0,4 m in die Nordwand und 0,6 m in die Ostwand hinein.
An der Ostwand hinter dem Bett waren keine Schimmelpilzbildungen aufgetreten.
Feuchtigkeitsmessungen
Mit Hilfe eines Messgeräts nach dem Hochfrequenz-Messprinzip habe ich den Feuchtigkeitsgehalt der von den Schimmelpilzbildungen betroffenen Wandbereichen in der unteren Nordostecke ermittelt. Die Messungen ergaben Werte zwischen 29 und 32 Digits.
An der Ostwand im Bereich der unteren Nordostecke lag der Innenputz großflächig hohl.
Hinweise auf aktuelle Wassereintritte von außen oder auf undichte Rohrleitungen lagen im Schlafzimmer nicht vor.
Sowohl an der Nordwand als auch an der Ostwand in der betroffenen unteren Nordostecke habe ich den Innenputz zur Untersuchung der Wandkonstruktion geöffnet (Bilder 7 und 8). Hierbei zeigte sich, dass die Wandkonstruktion an der Nordwand aus einem braunrot gefärbtem Mauerwerk mit weißen Zuschlägen bestand. Hierbei handelte es sich augenscheinlich um sogenannte Schalungswandsteine, die typischerweise eine Füllung aus Beton erhalten. Die Ostwand war aus einer Betonkonstruktion ausgeführt. An der Innenseite war jeweils ein Gipsputz angebracht. Die Putzdicke betrug zwischen 2,5 cm und 3,5 cm.
Bei der Öffnung der Wandkonstruktion zeigte sich, das die Schimmelpilzbildungen ausschließlich an der Innenseite der Tapete vorlagen. Der Putz war nicht von Schimmelpilzbildungen betroffen.
Wärmbrücken als Ursache des Schimmels
Im Zuge der Untersuchung der unteren Nordostecke des Schlafzimmers zeigte sich, dass die Trennwand zum Treppenhaus bzw. die Außenwand in der Nordostecke an den Eingangsbereich angrenzte.
In diesem Anschlussbereich liegen mehrere Wege vor, über die Wärme von der Innenseite nach außen übertragen werden kann. Es handelt sich hierbei um folgende Wärmebrücken:
Wärmebrückenwege
- Weg A:
Wärmeübertragung von der unteren Nordostecke an die durchlaufende Betonplatte im Eingangsbereich.
Hier wird die Deckenplatte des Hauseingangs entsprechend den Planunterlagen sowie nach meinen Befunden beim Ortstermin durchlaufend von innen nach außen geführt. In diesem Bereich liegt somit eine Wärmebrücke in Form einer sogenannten „Kühlrippe“ vor. Die Außenwand des Schlafzimmers ist in der unteren Nordostecke an diese Wärmebrücke angeschlossen.
- Weg B:
Wärmeübertragung von der unteren Nordostecke an die Betonwand zum Hohlraum unterhalb der Betonplatte im Eingangsbereich.
Das Treppenhaus grenzt mit einer Betonwand an den Hohlraum unter dem Eingangsbereich an. Entsprechend den Planunterlagen ist hier an der Außenseite keine Wärmedämmung angebracht. Die Außenwand des Schlafzimmers ist an der unteren Nordostecke an diese Wärmebrücke angeschlossen.
- Weg C:
Wärmeübertragung von der unteren Nordostecke nach unten an die Tiefgaragendecke ohne Wärmedämmung.
Die Außenwand bzw. Betonwand zum Treppenhaus im Bereich der unteren Nordostecke des Schlafzimmers ist an den Deckensprung der Tiefgaragendecke angeschlossen. Da die Tiefgaragendecke in diesem Bereich ungedämmt ist, liegt hier eine Wärmebrücke vor.
Die drei Wege A, B und C führen durch Überlagerung dazu, dass im Bereich der unteren Nordostecke des Schlafzimmers sich eine niedrige Innenoberflächentemperatur einstellt. Hieraus ergeben sich dort günstige Bedingungen für die Entstehung von Schimmelpilzbildungen. Wenn diese Bedingungen über eine längere Zeitdauer vorliegen, dann werden sich dort im Laufe der Zeit Schimmelpilzbildungen ansiedeln.
Beurteilung
Zusammenfassend zeigte sich, dass die Schimmelpilzbildungen in der unteren Nordostecke des Schlafzimmers durch Überlagerung verschiedener Wärmebrückenwege entstanden waren. Es handelte sich um unzulässige Wärmebrücken. Hier liegt somit eine bauliche Ursache der Schimmelpilzbildungen vor.
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