Situation
In einer Mietwohnung hatten sich mehrere Dichtungsprofile von den Fensterflügeln abgelöst. Gleichzeitig waren auch Schimmelerscheinungen an den Fenstern und an den Außenwänden aufgetreten.
Der Mieter führte diese Schimmelprobleme auf die Leckagen zurück, welche durch die defekten Dichtungsprofile der Fenster entstanden waren. Es war somit die Frage zu klären, ob über die Leckagen Feuchtigkeit von außen in die Wohnung hinein transportiert werden und dadurch Schimmel ausgelöst werden kann.
Beurteilung
Flüssiges Wasser
Meine Untersuchungen vor Ort ergaben, dass kein flüssiges Wasser an den Leckagen der Dichtungsprofile nach innen eintrat.
Sie stellten aber eine Undichtigkeit der Luftdichtheitsebene an den Fensterelementen dar. Solche Luftundichtigkeiten führen erfahrungsgemäß zu Luftzugerscheinungen, so dass es zu Einschränkungen der Behaglichkeit kommen kann.
Luftfeuchte
In der Heizperiode weist die Außenluft eine geringere absolute Luftfeuchte auf im Vergleich zur Luft im Inneren von beheizten Wohnungen. Dies führt dazu, dass diese Leckagen und Lufteintritte von außen nicht zu einer Erhöhung der Luftfeuchte im Wohnungsinneren führen. Als Beispiel sei hierzu die exemplarische Luftfeuchte von verschiedenen Luftzuständen dargestellt:
Innenluft |
||
Temperatur |
Relative Luftfeuchte |
Absolute Luftfeuchte |
20 °C |
40 % |
6,9 g/m3 |
20 °C |
50 % |
8,6 g/m3 |
20 °C |
60 % |
10,4 g/m3 |
Außenluft |
||
Temperatur |
Relative Luftfeuchte |
Absolute Luftfeuchte |
5 °C |
80 % |
5,4 g/m3 |
0 °C |
80 % |
3,9 g/m3 |
-5 °C |
80 % |
2,7 g/m3 |
Die exemplarischen Berechnungen der Feuchtegehalte für die Temperaturbereiche der Außenluft zwischen +5 °C und -5 °C zeigen, dass die absolute Luftfeuchte der Außenluft unter diesen Bedingungen immer niedriger als die absolute Luftfeuchte der Innenluft ist. Wenn die Außenluft an den Leckagen nun nach innen eintritt, dann wird sie auf die Temperatur der Innenluft erwärmt. Hierbei sinkt die relative Luftfeuchte ab.
Wird beispielsweise die Außenluft mit
+5 °C und 5,4 g/m3 absoluter Luftfeuchte
auf
+20 °C
erwärmt, dann weist sie anschließend eine relative Luftfeuchte von
32 %
auf. Sie ist also relativ gesehen im Vergleich zur Innenluft mit einer relativen Luftfeuchte von
40 % bis 60 %
deutlich trockener.
Die Differenz der absoluten Luftfeuchte zwischen Außen- und Innenluft kann die von außen eintretende Luft zusätzlich aufnehmen, so dass es zu einer Reduzierung der relativen Luftfeuchte im Rauminneren kommt. Somit sinkt durch die Leckagen an den Fenstern je nach Menge der eintretenden Außenluft die relative Luftfeuchte innen und dadurch sinkt gleichzeitig auch das Risiko für Schimmelpilzbildungen.
Unter diesen Klimabedingungen, welche während der Heizperiode sehr häufig zu erwarten sind, kann somit durch die oben beschriebenen Leckagen an den Fenstern die Luftfeuchte im Rauminneren nicht erhöht werden. Vielmehr kann diese Infiltration einen Teil des notwendigen Luftaustausches übernehmen. Dieser Vorgang wird als Infiltrationsluftwechsel bezeichnet.
Zusammenfassung
Zusammenfassend zeigte sich, dass die mangelhaften Dichtungsprofile der Fenster nicht zu den Schimmelpilzbildungen im Rauminneren beigetragen haben.
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