Wohnungen sind ein schimmelgefährdeter Rückzugsort
Aufgrund des aktuell grassierenden Corona Virus mussten in den letzten Jahren viele Familien sich in die eigenen Wände zurückziehen und ein Großteil der Büroangestellten betrieb Home-Office in der eigenen Wohnung.
Aktuell kommt zusätzlich die Ukraine-Krise dazu, weshalb der Gaspreis für die Wohnungsbeheizung in die Höhe geschossen ist.
Aber mehr Menschen in geschlossenen Räumen und eine längere Aufenthaltsdauer führen auch dazu, dass in den Wohnungen mehr Feuchtigkeit durch die Nutzung produziert wird, so dass das Risiko für die Entstehung von Schimmelpilzen erheblich ansteigt.
Kommt jetzt noch eine reduzierte Heizung dazu, weil entweder Energie eingespart wird oder viele Menschen sich aufgrund der Inflation und der hohen Heizkosten einschränken müssen, dann kann dies zu idealen Bedingungen für Schimmelpilze in der Wohnung führen.
Lüftung ist notwendig
Zusätzlich werden unsere Wohnungen und Häuser auch immer dichter gebaut, wodurch zwar der Energieverbrauch reduziert wird, aber gleichzeitig auch der sogenannte Infiltrationsluftwechsel kleiner wird. Dies bedeutet, dass zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden Lüftung auch mehr gelüftet werden muss.
Tauwasser an Scheiben entsteht bei hoher Luftfeuchte
Wenn an den Innenseiten von Fensterscheiben Tauwasser auftritt und insbesondere das Tauwasser auf die Fensterbänke abläuft, dann ist dies ein untrügliches Zeichen, dass die Luftfeuchte zu hoch ist. In diesem Fall muss dringend gelüftet werde.
Die dabei entstehenden Verluste an Heizenergie und Energiekosten müssen für eine schimmelfreie Wohnung in Kauf genommen werden.
Auch Schadstoffe und CO2 müssen abgeführt werden
Nicht nur die Feuchtigkeitsabfuhr ist notwendig, auch die Abfuhr von Schadstoffen, Geruchsstoffen und CO2 muss erreicht werden.
Für CO2 gelten folgende Richtwerte in ppm (parts per million):
- Außenluft: 400 ppm
- Maximalwert nach Pettenkoffer: 1.000 ppm
- Müdigkeit: 1.500 ppm
- Kopfschmerzen: 2.000 ppm
- Husten: 20.000 ppm
- Bewusstlosigkeit: 250.000 ppm
Verbrennungsluft für Öfen kann erforderlich sein
Zusätzlich muss auch die Zuführung von Verbrennungsluft, zum Beispiel nach der Feueranlagenverordnung der Bundesländer, in Wohnungen mit Feuerungsanlagen sichergestellt werden.
Schimmel an Schränken, Kleidern oder Bettkästen zeigen zu hohe Luftfeuchte an
Schimmel, der an Schränken, Kleidern, Schuhen oder Bettkästen in der Wohnung auftritt ist ein untrügliches Zeichen, dass zu wenig gelüftet wurde.
Solche Schränke oder Gegenstände weisen in der Regel keinen Kontakt zu den Außenwänden auf, so dass Wassereintritte von außen ausgeschlossen werden können. Auch Wärmebrücken liegen an den solchen Bereichen nicht vor. Die für diese Schimmelpilzbildungen notwendige Feuchtigkeit kann ausschließlich aus der Raumluft des Schlafzimmers gekommen sein. Da für das Auskeimen von Sporen an der Kontaktfläche eine relative Luftfeuchte von mindestens 80 % notwendig ist, muss in der Wohnung eine relative Luftfeuchte auch in dieser Größenordnung vorgelegen haben. Diese Schimmelpilzbildungen zeigen somit, nicht ausreichend gelüftet worden ist.
Grundregel der Lüftung
Als Grundregel gilt:
Feuchtigkeit und Schadstoffe müssen möglichst unmittelbar am Entstehungsort und weitestgehend während oder unmittelbar nach ihrer Entstehung durch Lüften entfernt werden.
Gekippte Fenster vermeiden
Weiter muss beachtet werden, dass eine Lüftung über gekippte Fenster meist nicht ausreichend ist und außerdem wegen des großen dauerhaften Energieverlusts nicht zur kontinuierlichen Lüftung geeignet ist.
Ausnahme hierbei ist jedoch die Lüftung eines Schlafzimmers in der Nacht.
Thermostatventile der Heizung beim Lüften abdrehen
Der Rat, während der Lüftung die Thermostatventile der Heizung abzudrehen, sollte befolgt werden. Da kalte Außenluft beim Hereinlüften auch über den Heizungsthermostat streicht, würde dies ansonsten dazu führen, dass der Thermostat öffnet und der Heizkörper warm wird. In der Folge würde dadurch unmittelbar Energie nach außen verloren gehen.
Nachdem der Lüftungsvorgang beendet ist, muss der Thermostat wieder aufgedreht werden, damit die hereingeströmte Außenluft möglichst schnell wieder aufgewärmt wird. Diese dann im Vergleich zur Innenluft sehr trockene hereingelüftete Luft kann viel Feuchtigkeit aufnehmen, so dass die relative Luftfeuchte im Raum absinkt. Hierzu ist es wichtig, die Luft beim Hereinlüften sehr schnell aufzuwärmen.
Mindestens zwei- bis viermal stoßlüften
In der Regel ist im Winter eine zweimalige Stoßlüftung für etwa 5 Minuten ausreichend. Je nach Belegung der Wohnung und nach Feuchteproduktion der Bewohner kann aber auch eine höhere Lüftungsrate notwendig werden.
Sofern aber die Umfassungsflächen sehr viel Feuchtigkeit zwischengespeichert haben, muss durch zusätzliche „Zwischenlüftungen“ dafür gesorgt werden, dass diese im Raum gespeicherte Feuchtigkeit an die trockene Luft abgegeben und nach außen abgeführt werden kann. Hierfür kann es notwendig werden, in kritischen Zeiten mehr als zweimal zu lüften.
Hinsichtlich der erforderlichen Dauer und Häufigkeit der Wohnungslüftung kann keine pauschale Aussage getroffen werden, da der erforderliche Luftwechsel von vielen Randbedingungen abhängig ist. Unter anderem spielen hierbei folgende Faktoren eine Rolle:
- Anzahl und Aufenthaltsdauer der Bewohner und gegebenenfalls von Gästen.
- Feuchteproduktion durch Kochen, Duschen und Baden sowie sonstiger Körperpflege.
- Anzahl und Größe von Pflanzen in der Wohnung.
- Außenklima, insbesondere Temperatur und Luftfeuchte.
- Lage des Gebäudes.
- Windexponiertheit, insbesondere Windgeschwindigkeit und Windrichtung.
- Verschattung und Besonnung.
- Innentemperatur.
- Möglichkeit der zeitweisen Abpufferung von hohen Werten der relativen Luftfeuchte (sogenannten Feuchtespitzen) durch geeignete Werkstoffe der Raumumschließungsflächen und Möblierung.
- Menge und Häufigkeit der Wäschetrocknung in der Wohnung.
- Wohnungsgröße bzw. Luftvolumen in der Wohnung.
- Undichtheiten der Raumumschließungsflächen, insbesondere der Fenster und Außentüren.
Lüftung mit Thermohygrometer überprüfen
Zur Überprüfung der eigenen Lüftungsgewohnheiten kann ein Thermohygrometer hilfreich sein. Mit einem solchen Messgerät kann die relative Luftfeuchte gemessen und dann bedarfsgerecht gelüftet werden. Als Mittelwert sollte hierbei eine relative Luftfeuchte von 50 % nicht langfristig überschritten werden. Üblicherweise sollte die Spanne der relativen Luftfeuchte sich zwischen 40 % und 60 % einpendeln.
10 Tipps zur Vermeidung von Wohnungsschimmel
- Alle Räume der Wohnung müssen ausreichend beheizt werden. In der Regel sollte auf etwa 20 °C beheizt werden.
- Die relative Luftfeuchtigkeit in den Wohn- und Schlafräumen muss dauerhaft unter 60 % bleiben.
- Räume, die deutlich kälter sind als der Rest der Wohnung (zum Beispiel Schlafzimmer oder ungenutzte Gästezimmer), dürfen nicht durch die offene Raumtür von anderen Räumen her mit beheizt werden.
- Bad oder Küche sollten nicht über die benachbarten Räume gelüftet werden, da sich sonst die Feuchte in der ganzen Wohnung verteilt.
- Das Lüften wird am wirkungsvollsten durch die sogenannte „Stoßlüftung“ durchgeführt.
- Eine Kipplüftung ist wesentlich weniger wirksam als das Stoßlüften und sollte in der Heizperiode vermieden werden.
- Möbel sollten nicht an die Außenwände, besonders nicht in die Nähe der Ecken gestellt werden. Sofern dies unvermeidbar ist, muss ein Abstand von mindestens 10 cm zur Außenwand eingehalten werden.
- Schwere und dichte Vorhänge vor Heizkörper sollten vermieden werden.
- Es ist vorteilhaft große Zimmerpflanzen nach Möglichkeit in die gut beheizten Räume der Wohnung zu stellen. Das gesamte zum Begießen verwendete Wasser wird von den Pflanzen wieder an die Raumluft abgegeben und muss durch Lüften abgeführt werden.
- Wäschetrocknung möglichst nur in der Waschküche durchführen.
Kommentar schreiben