In einer bestehenden Wohnung im Erdgeschoss war im Dezember 2015 ein Wasserschaden aufgrund einer verstopften Fallleitung aufgetreten. Als Folge des Wassereintritts war Wasser in den Fußbodenaufbau des Wohnzimmers in der Wohnung gelaufen. Der Wasserschaden wurde erst nach mehreren Tagen bemerkt.
Bisher war noch keine umfassende Sanierung der Wohnung erfolgt.
Eine technische Trocknung ist bisher auch nicht erfolgt.
Untersuchungen bei einem Ortstermin
Feuchtigkeitsmessungen
Zur Untersuchung des Fußbodens auf Feuchtigkeit habe ich beim Ortstermin mit einem Messgerät nach dem Hochfrequenz-Messprinzip (Typ: Gann, Hydromette Compact B) den Feuchtigkeitsgehalt am Fußbodenaufbau sowie an den Wandinnenseiten der Wandsockel bis in eine Tiefe von etwa 4 cm gemessen.
Hierbei ergaben sich Feuchtigkeitswert bis zu 30 Digits. Hierbei handelte es sich um trockene Messwerte.
Auch meine augenscheinlichen Untersuchungen im Bereich mehrerer Öffnungsstellen im Bodenaufbau zeigten, dass der Fußboden trocken war.
Bodenbelag
Im Wohnzimmer war ein Bodenbelag aus Holzparkett vorhanden, welcher aus furnierter Kirsche bestand.
Bei der Untersuchung des Parkettbelags zeigten sich folgende Befunde:
· An den Stößen des Parkettbelags war zu erkennen, dass dort das Holzfurnier aufgequollen war und die Kanten sich im Stoßbereich hochgebogen hatten.
· Weiter zeigte sich, dass sich an den Stößen Spalte mit Breiten bis zu 0,8 mm gebildet hatten. Diese Spalte waren in unregelmäßiger Verteilung im Wohnzimmer vorhanden.
· Zum Teil hatte sich auch das Furnier an den Stößen lokal abgelöst.
Öffnungsstellen
Bei der Untersuchung des Fußbodens im Bereich der Öffnungsstellen zeigte sich, dass folgende Schichtenfolge vorlag (von unten nach oben):
· Betondecke
· Wärmedämmung aus Polyurethan-Hartschaum mit Deckschichten aus Aluminium, Dicke: 7 cm
· Wärme-/Trittschalldämmung aus Polystyrol-Hartschaum, Dicke: 2 cm
· Polyethylenfolie
· Zementestrich, Dicke: 5,5 cm
· Parkettbodenbelag, Dicke: 1,5 cm
Augenscheinlich war der Bereich in den Öffnungsstellen trocken und es waren keine Schimmelpilzbildungen an den einzelnen Fußbodenschichten zu erkennen.
Aus der Wärmedämmung im Fußbodenaufbau habe ich mehrere Proben entnommen. Diese Proben habe ich unmittelbar nach der Entnahme in Aluminiumfolie dicht verpackt und in einen verschließbaren Kunststoffbeutel gesteckt. Im Anschluss an den Ortstermin wurden die Proben mit einem Probebegleitschein versehen in ein Labor für mikrobiologische Untersuchungen geschickt und dort auf Schimmelpilzbildungen untersucht.
Beurteilung
Die Feuchtigkeitsschäden am Holzparkett waren aufgrund von Quellerscheinungen durch Wassereinwirkung beim Wasserschaden entstanden..
Die Laboruntersuchungen an den Schimmelpilzproben ergaben folgende Ergebnisse:
Proben-nummer |
Probenart |
Entnahme-stelle |
Schimmelpilzbewuchs an der Probe |
1 |
Materialprobe aus dem Fußboden |
Boden 1 |
Nein |
2 |
Materialprobe aus dem Fußboden |
Boden 2 |
Nein |
3 |
Materialprobe aus dem Fußboden |
Boden 2 |
Nein |
Proben-nummer |
Probenart |
Entnahme-stelle |
Beurteilung nach 7-tägiger Bebrütung |
1 |
Materialprobe aus dem Fußboden |
Boden 1 |
Keine Belastung mit Schimmelpilz |
2 |
Materialprobe aus dem Fußboden |
Boden 2 |
· Penicillium: überwiegend |
3 |
Materialprobe aus dem Fußboden |
Boden 2 |
· Aspergillus: vereinzelt · Cladosporium: vereinzelt · Penicillium: überwiegend |
Die Laboruntersuchungen ergaben zusammenfassend folgende Ergebnisse:
· An allen drei Proben aus dem Fußboden war kein Schimmel an der Wärmedämmung nachweisbar.
· Die Materialproben wiesen zwar keinen Schimmel an der Wärmedämmung auf, aber es lagen Schimmelsporen vor, die nach einer siebentägigen Bebrütung auf dem Nährboden Schimmel zeigten.
Auf der Basis der Laboruntersuchungen ergibt sich folgende Belastung mit Schimmelpilzen:
· Stelle 1 |
Kein Schimmel nachweisbar |
· Stelle 2 |
Kein Schimmel an der Wärmedämmung, aber Schimmelsporen vorhanden |
· Stelle 3 |
Kein Schimmel an der Wärmedämmung, aber Schimmelsporen vorhanden |
Instandsetzungsvorschlag
Auf der Basis meiner augenscheinlichen und messtechnischen Befunde beim Ortstermin sowie der Ergebnisse der Laboruntersuchungen habe ich folgendes weiteres Vorgehen vorgeschlagen:
Trocknungsmaßnahmen
Meine Feuchtemessungen und meine augenscheinlichen Untersuchungen ergaben sowohl am Fußboden als auch an den Wänden, dass generell trockene Bereiche vorlagen. Feuchtigkeit konnte nicht festgestellt werden.
Die Wassereintritte in die betroffene Wohnung fanden im Dezember 2015 sowie im September 2016 statt. Dies bedeutet, dass inzwischen ein Zeitraum von deutlich mehr als zwei Jahren seit dem letzten Wasserereignis vergangen ist. Innerhalb eines solchen Zeitraums kann eingedrungene Feuchtigkeit durch natürliche Austrocknung aus der Baukonstruktion hinaus diffundieren.
Aus den oben genannten Gründen halte ich zusätzliche Trocknungsmaßnahmen im vorliegenden Fall nicht mehr für notwendig.
Fußbodenaufbau und Randfuge
Im Fußbodenaufbau war an der Wärmedämmung kein Schimmel vorhanden, es lagen aber Schimmelpilzsporen vor.
Der Fußboden kann in diesem Fall belassen werden, wenn die Randfugen zusätzlich mit Hilfe eines diffusionsoffenen Estrichfugensystems abgetrennt werden. Durch ein Verschließen der Randfuge kann ein potentiell belasteter Unterboden von der Raumluft abgetrennt werden.
Zu berücksichtigen ist dabei eine diffusionsoffene Konstruktion, damit eventuell erneut auftretende Feuchte entweichen kann und nicht zu weiterem Schimmelpilzwachstum führt.
Hierdurch wird gemäß dem Schimmelpilz-Leitfaden des Umweltbundesamtes die Nutzungsklasse IV (luftdicht abgeschottetes Bauteil oder Hohlraum) erreicht.
Parkettbodenbelag
Der Parkettbodenbelag wies Feuchtigkeitsschäden auf und muss entfernt werden. Hierbei kann im Bereich der Türen zu den anderen Zimmern eine Abtrennung des neuen Parkettbodenbelags zu den bestehenden Belägen mit Hilfe eines Fugenprofils vorgenommen werden.
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